DIR FEHLEN DIE PASSENDEN WORTE?
JOURNAL

DIR FEHLEN DIE PASSENDEN WORTE?

„Wo man am meisten fühlt, weiß man am wenigsten zu sagen.“ *

Eine Trauerkarte zu schreiben ist selten einfach. Der Verlust ist so überwältigend, dass einem schlichtweg die Worte fehlen oder man hat einfach Angst das Falsche zu sagen. Es gibt nicht DEN perfekten Satz. Muss es auch nicht. Sei einfach da und melde dich – das ist im Moment das Wichtigste. Schreibe deine Karte frei vom Herzen weg, dann kannst Du nichts falsch machen. Als kleine Hilfestellung haben wir hier ein paar Anregungen zusammengestellt.

 

It’s ok not to be ok

Deine Karte wird den Schmerz nicht lindern, aber der trauernden Person vielleicht ein wenig Last von den Schultern nehmen, weil sie weiß, dass sie nicht allein ist. Zeig ihr, dass du für sie da bist und bleibst – auch wenn sie jetzt vielleicht noch nicht reden möchte. Gib ihr den Raum. Zeige dem*der Hinterbliebenen, dass es völlig ok ist, jetzt kein Pokerface zu tragen. Es ist ok, ganz und gar nicht ok zu sein.

Falls du der Person mit kleinen Gesten unter die Arme greifen kannst, dann formuliere ein Angebot in deiner Karte. Vielleicht mal mit dem Hund raus, sich um den Garten kümmern, Sushi bestellen, … Je spezifischer dein Angebot, desto besser, dann kann der/die Trauernde jederzeit darauf zurückgreifen.

 

Precious. Loved. Remembered.

Teile eine Erinnerung an den*die Verstorbene*n. Die kleine Geschichte, die dir immer in den Sinn kommt, wenn du an ihn*sie denkst. Es reicht auch eine Kleinigkeit, die du mit ihm*ihr verbindest: sein lautes Lachen, ihr kleines grünes Auto. Oder einfach nur, was für ein großartiger Mensch da gegangen ist. Erinnere dich an zwei, drei prägnante Eigenschaften. Wie war er/sie? Liebenswert, mitfühlend, immer für dich da, humorvoll, ein unvergesslicher Gastgeber, …

Falls du den Verstorbenen kanntest, nicht aber den*die Hinterbliebene*n, kann es helfen zu erwähnen, in welcher Verbindung ihr standet – z.B. ein Kollege von der Arbeit. Drücke deine Wertschätzung für diese Person aus. Andersherum kann es natürlich auch sein, dass du den Verstorbenen gar nicht kanntest, aber für den Hinterbliebenen da sein möchtest. Dann beziehe den Text mehr auf diese Person, in dem du beispielsweise Kraft für diesen schweren Prozess des Abschieds wünscht.

 

Sag es gerade heraus

Wenn der Trauernde ein guter Freund von dir ist, weißt du sicher am besten was in dem Moment das Richtige ist. Versuche dich nicht an gesellschaftliche Normen, Floskeln und vermeintliche Regeln zu halten. Es ist deine ganz persönliche Nachricht an eine vertraute Person. Sag es also gerade heraus. Das kann wütend, chaotisch, aber auch mit einem Augenzwinkern sein. Trauer und Lachen? Das geht. Lachen nimmt kurz mal den Druck raus. Hinterbliebene müssen auch mal durchatmen. Eine authentische Ansprache kann da helfen. „Fuck You, Universum. Was für ein besch*** Plan soll da dahinter stecken?!?“

Verzichte auf vermeintlich aufmunternde Floskeln à la: „Kopf hoch – bald geht es dir besser.“ Lieber einfach anerkennen, dass im Moment alles ganz furchtbar ist, und man das versteht. Ziehe bitte auch keine Vergleiche. Jeder Verlust ist individuell. Jeder trauert anders.

 

Sternenkinder

Der Tod eines Kindes noch vor oder kurz nach der Geburt ist ein schrecklicher Verlust, den die Eltern erstmal verarbeiten müssen. Viele quälen sich mit Fragen ob sie etwas anders hätten tun können. Hier kann es hilfreich sein der Mutter zu signalisieren, dass es nicht ihre Schuld war. Niemals. Trauer allein ist schon so überwältigend – da sollte sich niemand auch noch Vorwürfe machen.

 

Keep in touch

Es ist bereits einige Zeit vergangen? Die Trauer wird nicht nach ein paar Tagen verschwunden sein. Der Verlust wird immer wieder schmerzen. Aus dem Nichts heraus oder an Jahrestagen, Familienfesten, etc. Du kannst dich auch zu solchen Gelegenheiten bei den Hinterbliebenen melden um zu zeigen, dass der geliebte Mensch nicht vergessen ist und du dich um den Trauernden sorgst.

Du musst keinen langen Brief schreiben. Halte es kurz, wenn Du möchtest. Die Geste allein zählt schon viel. Und vielleicht sagt die Karte selbst ja bereits alles aus.

 

 

* Zitat: Annette von Droste-Hülshoff